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Das Vermächtnis meines Vaters

OJCIEC

Das Vermächtnis meines Vaters

Als mein Vater am 8. Mai 2011 im Alter von 79 Jahren starb, gab er mir eine Lebensweisheit mit. Ich nenne sie;das Vermächtnis meines Vaters.
Ich las es an dem Tag seines Begräbnisses und ich möchte es jetzt in meinen Blog stellen, denn es ist eine Lebensweisheit, die für jeden gelten kann. Ich denke, mein Vater hätte es auch so gewollt.
Viele seiner Freunde sagten mir bei seinem Begräbnis, er sei wie ein Vater zu ihnen gewesen, und er sei ein so guter Mensch gewesen, deshalb wird es viele von Euch verwundern, was ich jetzt erzählen will.
Kurz bevor er starb, hatten wir ein Gespräch miteinander, indem er sagte, er hätte sein Leben verwirkt, gar nicht richtig gelebt. Es verwundert denn er hatte doch eine gute und interessante Arbeit gehabt, eine Frau und eine Tochter, was könnte man sich mehr wüschen, werdet Ihr denken, ja was?
Die Ehe, wie jeder weiß, kann unterschiedlich sein, seine Frau war schwierig, wählerisch, sie isolierte ihn von Freunden und von der Außenwelt. Unter ihrem Einfluss löste er sogar die Kontakte zu seiner engsten Familie; ganz zu schweigen von der Verwirklichung seiner Träume oder seines eigenen Lebens.
Warum ließ er es soweit kommen?
Ich denke, hier liegt der Hund begraben, denn er tat es um des lieben Friedens willen. Schritt für Schritt gab er seine Träume und sein eigenes Leben auf.
Als seine Frau dann vor einigen Jahren starb, hatte er verlernt, sein Leben wirklich zu leben. Der lang vernachlässigte Gesundheitszustand meldete sich und ließ die Träume in den Hintergrund geraten. Jedoch muss ich sagen, dass er begann, von seinen Träumen zu sprechen. Einer davon war einfach: eine Reise nah Sibirien zum Baikalsee.
Warum möchte ich Euch davon erzählen?
Weil ich denke, dass unser letztes Gespräch eine wichtige Reflexion über das Leben ist, darüber, dass man sein Leben so leben soll, wie man es sich vorstellt und dass man nicht auf seine Träume verzichten sondern sich selbst verwirklichen soll; denn die Träume sind ein Teil unserer selbst und sie können uns ebenso bereichern wie die schwierigen Erfahrungen unseres Lebens.
Ich musste meinem Vater am Ende versprechen, dass ich mein Leben voll auskosten werde, denn am Ende, wenn wir an der Schwelle stehen, betrachten wir unser Leben nicht mehr von dem Standpunkt des materiellen Wohlstands und den Erfolgen, sondern ob wir es zu unserer Zufriedenheit gelebt haben.
Wir haben viele Träume, aber wir verwirklichen sie nicht, weil wir uns nach dem richten, was andere wichtig und richtig finden und um des lieben Friedens willen.
Es gibt viele Ausreden, um sich nicht zu verwirklichen, das Haus, die Kinder, aber ich kenne viele Menschen, die, seit sie das machen, was ihnen wirklich am Herzen liegt, nicht nur selbst erfüllter sind, sondern auch ihre Umgebung damit glücklich machen.
Von anderen wiederum höre ich, ja sie seien jetzt schon 40, 50 oder 60Jahre und es sei jetzt zu spät. Zuerst ist man zu jung, später muss man Geld verdienen und zuletzt ist man zu alt, aber wo bleibt das Leben, frage ich?
Deshalb rate ich euch, seid euch selbst treu, auf jeder Ebene, mit Liebe, Mitgefühl für Andere und in voller Verantwortung für euer Leben.
Wäre mein Vater denn ein schlechterer Mensch gewesen , wäre er ab und zu in der Welt herum gereist?
Vielleicht hätte Mama etwas dagegen gehabt, aber sie fand immer einen Grund, also hätte es nichts geändert.
Aber um wie viel reicher und erfüllter wäre sein Leben gewesen?
Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht stärker gewesen bin um ihn einfach zum Baikalsee mitzunehmen.
Vielleicht wäre er dort gestorben, aber um wie viel reicher, da er seinen Lebenstraum in Erfüllung gehen sah?
Wenn ich von Träumen spreche, sprechen ich von wahren Herzensträumen und nicht von dem Verlangen nach etwas nach dem wir täglich ohne Erfolg hinterher rennen und das sich von Tag zu Tag ändert.
Ich versprach ihm also mein Leben voll zu leben, deshalb fahre ich nach Sibirien zum Baikalsee, da es auch mein Traum ist, und mein Vater ist in meinem Herzen.
Erwartet aber nicht von anderen, dass sie Eure Träume verwirklichen, auch nicht von Euren Kindern, denn jeder hat das Recht auf seine eigenen Träume.
Deshalb als Vermächtnis sagte ich auf dieser Grabrede, seid euch selbst treu und verwirklicht eure Träume.
Ich wünsche euch in seinem Namen Mut und Kraft in der Verwirklichung eurer selbst.